Serienempfehlung "Schneller als die Angst": Warum der Krimi aus Magdeburg so erfolgreich ist
Hauptinhalt
Die alte JVA in Magdeburg, Schloss Randau und die Ehlebrücke bei Biederitz: An diesen Drehorten in Sachsen-Anhalt ist die aktuell erfolgreiche Krimi-Serie "Schneller als die Angst" entstanden. In der sechsteiligen Thriller-Reihe von MDR und ARD Degeto treibt ein entflohener Frauenmörder in Magdeburg und Umgebung sein Unwesen. Ausgerechnet eine durch männliche Gewalt traumatisierte Polizistin, gespielt von Friederike Becht, begibt sich auf die Jagd nach dem Serientäter – und wird im Verlauf der Geschichte selbst zur Gejagten.

Ein Krimi soll in erster Linie spannend sein, den Zuschauenden in Atem halten. Das schafft die Serie "Schneller als die Angst", indem sie die Elemente aus dem Serienbaukasten clever zusammenstellt. Die junge toughe Zielfahnderin Sunny kommt nach längerer Abwesenheit zurück in die Truppe vom LKA Magdeburg und will beweisen, dass sie wieder fit ist, belastbar und keine Probleme hat.
Traumatisierte Polizistin jagt Frauenmörder
Dass die junge Frau vergewaltigt worden ist, verschweigt sie ihrem Team vorerst. "Eigentlich ist sie ja wie eine Schiffbrüchige, die versucht wieder an Bord zu kommen, um weiter ihr Leben zu leben, ihren Job zu machen, den sie liebt, in ihrer Polizeifamilie zu sein sich nicht 'ausknocken' zu lassen vom Leben", beschreibt die Schauspielerin Friederike Becht ihre Rolle.
Der Ausbruch des brutalen Frauenmörders Haffner, gespielt von Felix Klare, kommt da als Bewährungsprobe gerade richtig, ist aber auch eine Überforderung. Sunny wird von Flashbacks heimgesucht. Im Verlauf der Geschichte verbinden sich die Jagd nach dem Mörder mit der Suche nach dem Mann, der sie vergewaltigt hat.
Die Konflikte im Team spitzen sich zu, als klar wird, dass es einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu geben scheint. "Das Starke ist, dass es der Serie gelingt, dass man immer in die verschiedenen Köpfe der Leute eintaucht und aus verschiedenen Perspektiven die Geschichte wahrnehmen kann", erklärt Becht.
Magdeburg als Kulisse für überraschende Handlung
Die Serie "Schneller als die Angst" ist eine klassische Polizeigeschichte und erzählt von der Fahndung nach einem Mörder, von Rückschlägen, von Konkurrenz, den körperlichen und psychischen Belastungen. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen und Nebenstränge. In der gemeinsamen Arbeit kommt es zwar auf den Einzelnen an, aber der muss sich in einem hierarchisch organisierten Apparat unterordnen.
Die Rollenbilder sind modern, aber auch klassisch: Der brutale Frauenmörder Haffner, den Felix Klare mit einer überzeugenden und unheimlichen Körperlichkeit spielt. Es geht um schlimme Gewalt gegen Frauen, die leider viel zu oft zum erfolgversprechenden Setting von Krimis gehört. Als Gegenspielerin: eine durch männliche Gewalt traumatisierte Polizistin, die mit viel Energie ihre Wut in Schach hält, aber auch ihre Schwächen verbergen muss, um zu bestehen.
Ein Stück Opferperspektive scheint hier in der Hauptfigur Sunny auf. Friederike Becht beschreibt die psychologische Dimension so: "Wir sollten alle zu unseren Schwächen stehen und unseren Verletzungen, die wir uns zugezogen haben, denn wenn nicht, dann wachsen sie uns über unseren Kopf". Unabhängig vom Geschlecht werde dieses Thema in der Serie unterschwellig behandelt.
ARD-Serie kann mit Streamingdiensten mithalten
Die Serie "Schneller als die Angst" ist temporeich und knüpft auch mit der perfekten Kameraführung und einem wirklichen guten Timing an Standards an, die Streamingdienste mit ihren Produkten in den letzten Jahren gesetzt haben.
Die Handlung ist zudem überzeugend in Magdeburg in Szene gesetzt – und die Stadt passt einfach zur Serie, meint Friederike Becht: "Magdeburg hat einfach total viel zu bieten, Elblandschaften, wir waren im leerstehenden Gefängnis, in Hochhäusern und auf Hochhäusern. Wir folgen einem Täter, der geflohen ist an ganz unterschiedlichen Stellen – und das hat Magdeburg alles in sich gehabt".
"Schneller als die Angst" – eine Serie, die häppchenweise, aber noch besser hintereinanderweg geschaut werden kann.
Weitere Informationen
"Schneller als Angst"
Sechsteilige Fernsehserie
Deutschland 2021
Die Serie ist noch bis zum 30. Juni 2022 in der ARD Mediathek abrufbar.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. Januar 2022 | 16:15 Uhr