Fußball | Nachruf DDR-Rekordspieler Joachim Streich ist tot
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Joachim Streich lebt nicht mehr. Einer der herausragenden Ost-Fußballer hinterlässt Rekorde für die Ewigkeit hat, die niemand mehr knacken kann. Sein letzter Gegner war eine schwere Krankheit gegen die er es zwar noch in die Verlängerung schaffte, dann aber keine Kraft mehr hatte. Streich wurde 71 Jahre alt.

Joachim Streich ist gestorben. Der Rekordnationalspieler der Deutschen Demokratischen Republik und Rekordtorschütze der DDR-Oberliga ist drei Tage nach seinem 71. Geburtstag nach schwerer Krankheit für immer eingeschlafen. Das bestätigte Streichs Familie dem MDR. "Wir hatten bis zuletzt gehofft. Er war lange Zeit schwer krank. In den vergangenen Wochen ging es bergauf und bergab", sagte seine Ehefrau Marita Streich der Deutschen Presse-Agentur.
Im letzten Jahr hatte sich sein Gesundheitszustand immer mehr verschlechtert, zuletzt war er wegen Blutarmut im fortgeschrittenen Stadium in Behandlung. Eine helfende Stammzelltransplantation musste vor wenigen Wochen wegen einer Lungenentzündung verschoben werden.
Rekorde für die Ewigkeit
In Streichs aktiver Zeit als Spieler lief nicht immer alles nach Plan, trotzdem gehörte der zweimalige DDR-Fußballer des Jahres (1979, 1983) seinerzeit zu den weltbesten Stürmern. In 102 Auswahlspielen traf er 55 Mal (nach FIFA-Version 98 Spiele und 53 Tore), dazu schoss er in 378 Oberligapartien 229 Tore - alles Rekorde für die Ewigkeit.
Anfänge an der Küste
Begonnen hatte Streichs erfolgreiche Karriere Wismar, wo er nahe der Werft geboren wurde, bei der BSG Aufbau. Von Anfang an kannte er nur eine Richtung: das gegnerische Tor. 1967 wechselte er als 16-Jähriger zum F.C. Hansa Rostock - und das ohne das damals übliche Delegationsverfahren.
Dort reifte der nur 1,73 Meter große Streich zum Schrecken der gegnerischen Abwehrspieler und zum Nationalspieler, als 18-Jähriger absolvierte er sein erstes A-Länderspiel. 1975 verabschiedete sich der Stürmer mit einem verschossenen Elfmeter im letzten Saisonspiel gegen Vorwärts Stralsund aus Rostock. Der F.C.H stieg ab und Streich wollte zum FC Carl Zeiss Jena wechseln.
Magdeburg statt Jena für Streich
Doch der Verband grätschte dazwischen und delegierte Streich zum 1. FC Magdeburg. Seinen Leistungen tat das keinen Abbruch. "Strich", wie er damals genannt wurde, wurde vier Mal Torschützenkönig der DDR-Oberliga und mit dem FCM drei Mal FDGB-Pokalsieger. Wegen seiner Schlitzohrigkeit wurde Streich oft mit Gerd Müller verglichen.
Ohne Umwege vom Spieler zum Trainer
Trotz seiner vielen Auslandsreisen kam im Torjäger aber nie der Gedanke auf, die DDR verlassen zu wollen. "Ich hatte nicht die Traute und nach der Hochzeit mit Marita und der Geburt unserer Tochter Nadine stand Republikflucht für mich sowieso nicht zur Diskussion. Dazu habe ich in der DDR sehr gern Fußball gespielt", hatte Streich in einer Dokumentation zu seinem 70. Geburtstag betont. "Aber ich glaube, und das haben die Vergleiche mit den westdeutschen Mannschaften gezeigt, dass ich mich auch in der Bundesliga durchgesetzt hätte."
Unmittelbar nach dem Ende seiner Spielerkarriere wurde Streich 1985 zum Cheftrainer des 1. FC Magdeburg ernannt - erneut gegen seinen Willen.
Vergleichsweise kurze Karriere als Trainer
Nach dem Mauerfall ging es 1990 zum damaligen Zweitligisten Eintracht Braunschweig, wo Streich elf Spieltage vor Saisonende entlassen wurde. Nach einem kurzen Intermezzo beim FSV Zwickau, den er 1997 vor dem Abstieg aus der 2. Bundesliga gerettet hatte, zog er sich aus dem Fußballgeschäft zurück.
Zuletzt kämpfte Streich gegen eine Krankheit: das Myelodysplastischen Syndrom, welches Blutarmut verursacht. Streich wurde in Magdeburg mit Bluttransfusionen behandelt, im März sollte eine Stammzelltransplantation folgen. Alles war vorbereitet, dann kam Streich eine Lungenentzündung dazwischen. Nun hat Streich diesen Kampf verloren.
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red/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 16. April 2022 | 16:00 Uhr