Übernachten auf dem Theaterplatz Sleep Out: Aktionstag für Obdachlose bei den Filmnächten Chemnitz
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Die Chemnitzer Filmnächte haben am Freitag einen Aktionstag für das Thema Obdachlosigkeit veranstaltet. Neben einer Versteigerung und einer Filmvorführung wurde bei dem "Sleep Out" mit Schlafsäcken auf dem Theaterplatz übernachtet.
Die Idee für den Aktionstag hatte die 16-jährige Janice Schmelzer. Die Schülerin begann vor drei Jahren ihr Taschengeld für Wohnungslose zu spenden und sammelt seitdem mit ihrem Verein "Spendensparschwein Rosalie" Geld für Betroffene.
"Das Sleep Out ist eine Aktion, wo Menschen draußen schlafen für eine Nacht, die das normalerweise nicht tun müssen, um ein Zeichen und ein Statement zu setzen gegen Obdachlosigkeit", erzählt sie. Sie wolle zeigen, dass Obdachlose nicht verachtet, sondern beachtet werden sollten. "Es kann jeden treffen."
Betroffene erzählen ihre Geschichten
Thomas Marciniak ist hier, um aus seinem Leben zu erzählen. Die vergangenen zwei Jahre war er obdachlos. Die Trennung von seiner Ehefrau und der Verlust des Jobs waren die Auslöser für eine Abwärtsspirale. "Irgendwann fängt man an, an sich selbst zu zweifeln", sagt er. Er sei Teil der Dunkelziffer gewesen. "Ich habe meistens bei Freunden oder Bekannten übernachtet", so Marciniak. Durch die Hilfe des "Wohnprojekts 1" in Chemnitz kann er nun in zwei Wochen in eine eigene Wohnung ziehen.
Ich konnte gut verbergen, dass ich obdachlos war.
Luigi und Nadine sind aus Leipzig gekommen, um ihre Geschichte zu erzählen. Sie waren beide ungefähr sechs Jahre obdachlos. "Ich kann mich nicht ganz genau erinnern", erzählt Nadine. "Ich war schwere Alkoholikerin." Sie landete auf der Straße, weil ihr Ex-Freund ihre Wohnung anzündete und sie zu viel Angst hatte, um Hilfe zu bitten. Heute hat sie eine neue Beziehung aufgebaut und ist inzwischen trocken - hängt also nicht mehr am Alkohol.
Von der Straße in den Knast - und zurück ins Leben
Ich war einfach doof und naiv. Ich musste eine Haftstrafe antreten und habe alles meiner Ex-Freundin anvertraut.
Als Luigi aus dem Gefängnis kam, war alles weg. "Ich stand von einem auf den anderen Tag auf der Straße." Nadine hat inzwischen eine eigene Wohnung. Meistens schläft Luigi bei ihr. Am meisten vermisst hat Nadine eine eigene Badewanne. Sie freut sich aber auf dem Theaterplatz wieder eine Nacht unter freiem Himmel zu verbringen. "Der Strom in meiner Wohnung ist nicht schön. Davon bekomme ich Kopfschmerzen", sagt sie. Am liebsten würden die beiden ein abbruchreifes Haus wieder herrichten. Ohne Strom und ohne Geld, eine Art freie Lebensentfaltung. "Aber mit Badewanne", grinst Nadine.
Schon zu Beginn der Veranstaltung setzt Regen ein. Nicht viele Chemnitzer finden den Weg auf den Theaterplatz. Trotzdem kommen bei der Auktion zugunsten der Obdachlosen rund 500 Euro zusammen. Janice Schmelzer lässt sich vom Regen nicht abhalten. "Bei schönem Wetter kann das ja jeder", sagt sie.
Spontane Hilfeleistung
In der Nacht können die Engagierten dann noch direkte Hilfe leisten. Ein Obdachloser findet durch Zufall seinen Weg zu der Veranstaltung. Er bekommt einen Schlafplatz auf einem der Feldbetten, wird mit Essen und Kaffee versorgt. Thomas Marciniak nimmt ihn am nächsten Morgen direkt mit in die Notunterkunft. "Schon allein wegen diesem Moment hat sich der ganze Aufwand gelohnt", so das Team vom Spendensparschwein Rosalie.
Quelle: MDR/al
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 14.08.2020 | 17:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz
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