Auftrag einer privaten Initiative Neues Gutachten: Oury Jalloh wurde in Zelle angezündet
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Oury Jalloh ist 2005 in einer Gefängniszelle in Dessau verbrannt. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. Ein neues Gutachten im Auftrag einer Initiative kommt zum dem Schluss, dass Jalloh von Polizisten angezündet worden ist. Jallohs Familie fordert nun die Wiederaufnahme der Mordermittlungen.

- Brandversuche in einem Zellennachbau zeigen nach Ansicht eines Experten, dass Oury Jalloh vor mehr als 16 Jahren in einem Dessauer Gefängnis verbrannt ist.
- Jallohs Familie fordert nun die Wiederaufnahme der Ermittlungen und erstattet Anzeige gegen die zuständigen Staatsanwälte.
- Die private Aufklärungsinitiative, die das Gutachten in Auftrag gegeben hat, geht seit Jahren davon aus, dass Jalloh ermordet worden ist.
Ein neues Gutachten eines britischen Brandexperten kommt zu dem Schluss, dass Oury Jalloh 2005 in seiner Gefängniszelle in Dessau angezündet worden ist. Das Gutachten wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt und von einer privaten Aufklärungsinitiative in Auftrag gegeben, die seit vielen Jahren davon ausgeht, dass Jalloh ermordet wurde.
Grundlage für das Gutachten sind Brandversuche mit einem Dummy in einem originalgetreuen Nachbau der Zelle, in der Jalloh 2005 verbrannte, sowie Bewegungsversuche. Dabei wurde eine Person auf einer Matratze in Originalgröße wie Jalloh an beiden Händen und Füßen fixiert. Der Versuch habe gezeigt, dass Jalloh weder den Bewegungsspielraum, noch andere Möglichkeiten hatte, die Matratze selbst anzuzünden, heißt es in einer Mitteilung der Initiative.
Familie erhebt Anklage
Bei dem durchgeführten Brandtest wurde eine Matratze und der darauf liegende Dummy mit 2,5 Litern Benzin übergossen und entzündet. Der Verlauf des Feuers wurde gefilmt. Anschließend haben der Zellennachbau und der künstliche Körper sich in einem ähnlichen Zustand befunden wie die Originalzelle und Jallohs Leiche auf Fotos von 2005 zu erkennen seien, sagte Experte Iain Peck. Ohne Benzin seien so ein Feuer und so starke Brandspuren nicht möglich.
Jallohs Familie fordert nun die sofortige Wiederaufnahme der Ermittlungen wegen Mordes gegen einen Polizeibeamten des Dessauer Reviers. Sie stellt gleichzeitig Anzeige wegen Strafvereitelung im Amt gegen die für die Ermittlungen zuständigen Oberstaatsanwälte der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg.
Generalstaatsanwaltschaft will Gutachten prüfen
Diese teilte mit, das aktuelle Gutachten sei ihr noch nicht übermittelt worden. Sollte es sich dabei "um ein neues Beweismittel handeln, welches geeignet ist, einen genügenden Tatverdacht gegen eine konkrete Person zu begründen, könnten die Ermittlungen wieder aufgenommen werden". Bei früheren Brandgutachten im Auftrag der Initiative von 2013 und 2015 sei das aber nicht der Fall gewesen.
Vergangene Gutachten mit ähnlichen Ergebnissen
Brandexperte Iain Peck hatte bereits 2015 ein Gutachten im Auftrag der Initiative durchgeführt. Darin kam er zu dem Schluss, dass das Feuerzeug, das bei Jalloh gefunden worden ist, nicht im Brandschutt seiner Zelle gelegen haben kann. Da an dem Feuerzeug keine Spuren von Jallohs DNA oder Faserreste seiner Matratze gefunden wurden, geht Peck davon aus, dass es sich dabei um ein manipuliertes Beweismittel handelt.
Der 36 Jahre alte Asylbewerber Oury Jalloh kam am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Zelle des Dessauer Polizeireviers ums Leben. Ob er selber die Matratze angezündet hat, auf der er gefesselt lag, ist bis heute nicht geklärt. Die genauen Umstände des Todes konnten auch in zwei Gerichtsverfahren nicht aufgedeckt werden. Der Mann aus Sierra Leone war in Gewahrsam, weil er mehrere Frauen belästigt und Widerstand gegen die Polizei geleistet haben soll.
MDR/Fabienne von der Eltz
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 03. November 2021 | 13:00 Uhr
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