Evakuierungsmission Offenbar noch Hunderte Deutsche in Afghanistan
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Einem Medienbericht zufolge hat sich eine mittlere dreistellige Zahl Deutscher registrieren lassen, um aus Afghanistan geflogen zu werden. Das wären deutlich mehr als bislang bekannt. Die Bundeswehr hat inzwischen mehr als 1.200 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Bund und Länder sagten den afghanischen Ortskräften und ihren Familien eine unkomplizierte Aufnahme in Deutschland zu.

In Afghanistan halten sich offenbar noch deutlich mehr Deutsche auf als bislang angenommen. Wie die Nachrichtenagentur DPA unter Berufung auf das Auswärtige Amt berichtet, hat sich auf der Krisenliste des Ministeriums inzwischen eine mittlere dreistellige Zahl deutscher Staatsbürger registriert. Ursprünglich seien es nur knapp 100 gewesen.
Mehr als 1.200 Menschen ausgeflogen
Die Bundeswehr hat mittlerweile mehr als 1.200 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Neben Deutschen waren darunter auch Bürger anderer westlicher Staaten, Ortskräfte und andere gefährdete Afghanen. Am Donnerstagabend landete ein weiteres Bundeswehr-Flugzeug mit mehr als 150 Menschen an Bord in der usbekischen Hauptstadt Taschkent.
Bund und Länder sagen Ortskräften humanitäre Aufnahme zu
Bund und Länder sagten inzwischen den Ortskräften und ihren Angehörigen eine humanitäre Aufnahme in Deutschland gemäß Aufenthaltsgesetz zu. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz Thomas Strobl sagte, es solle ein individuelles, vereinfachten und unbürokratischen Verfahren geben. Strobls Angaben zufolge wurden seit 2013 mehr als 4.000 afghanische Ortskräfte der Bundeswehr und ihre Familienangehörigen aufgenommen.
Seehofer will geflüchtete Afghanen in Region versorgen
Bundesinnenminister Horst Seehofer sagte, nur Ortskräfte und ihre Familien sowie besonders schutzwürdige Menschen aus Afghanistan sollten nach Deutschland kommen können. Andere geflüchtete Afghanen will Seehofer möglichst in der Region halten. Er sagte, es müsse alles getan werden, um Menschen aus Afghanistan in der benachbarten Region zu versorgen und zu beschützen.
Erdogan sieht Verantwortung bei Europäern
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte dagegen die europäischen Länder auf, die Verantwortung für die aus Afghanistan kommenden Flüchtlinge zu übernehmen. Er sagte, die Türkei habe nicht die Absicht, nach der Machtübernahme durch die radikal-islamischen Taliban "Europas Lager für Migranten" zu werden. In den vergangenen Wochen waren bereits Tausende Afghanen vor den Taliban in die Türkei geflohen.
Quelle: dpa, Reuters, MDR
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